Jedes Jahr im Mai findet sie statt, die re:publica in Berlin. DIE Digitalkonferenz. Zuletzt besuchte ich sie 2014, daher fand ich es passend, dieses Jahr wieder einmal vorbeizuschauen.
Zumal sich vieles verändert hat seitdem: Im Februar fing ich einen neuen Job an, und neue An- und Herausforderungen prägen seitdem meinen Arbeitsalltag.
Inzwischen sind einige Wochen vergangen, und seit meiner Rückkehr aus Berlin denke ich darüber nach: Was habe ich mitgenommen, hat sich der Besuch der re:publica gelohnt?
Als Anreisedatum hatte ich mir schlauerweise den 1. Mai ausgesucht und ausgerechnet ein Hotel in Kreuzberg gebucht. Super Idee: überhaupt nicht daran gedacht, dass an diesem Tag ja eventuell ein bisschen was los sein könnte in der großen Hauptstadt! In der Tat stieg ich aus der U-Bahn und stand mitten in einer Demo.
Aber auch an den darauffolgenden Tagen darauf fühlte es sich „anders“ an, durch Berlin zu fahren als sonst, wenn ich dort war. Immer und überall war es extrem voll. Wenig normale Leute bevölkerten die Straßen und U-Bahnen, sondern gefühlt nur die hippen und die schrägen Vögel..
Die re:publica ist kein Kindergeburtstag
Schon vor zwei Jahren empfand ich die republica eher als Kirchentag der Digitalbevölkerung. Dieses Jahr allerdings stand man wirklich oft vor überfüllten Sälen und kam nicht mehr in Veranstaltungen hinein. Und das eigentlich zur Verfügung stehende WLAN war eine Katastrophe – es funktionierte nur sehr sporadisch (= also nicht).
Ich habe mich in den vergangenen Jahren ja viel mit meiner Hochsensibilität beschäftigt, sie wurde zu einem wichtigen Lebensthema. Trotzdem war ich überrascht, dass mich so viele Punkte während der re:publica so massiv störten. Werde ich immer empfindlicher, nimmt das zu? Ich schlief im Hotel schlecht, weil die Matratze zu hart war. Ich machte abends die Augen zu und hatte immer noch die Bilder der an mir vorbei strömenden Leute im Kopfkino. Viele Vorträge waren sehr voll, und viele der angebotenen Themen interessierten mich eher am Rande.
Jedoch erlebte ich „trotzdem“ sehr gute Veranstaltungen:
- eine Netzwerkabend für Webworker aus Kirche und Diakonie, ausgerichtet von Brot für die Welt. Hier traf ich andere Online- und Social-Media-Menschen aus Landeskirchen und von Verbänden, und wir hatten Zeit für Gespräche und Kennenlernen.
- Die Session von heuteplus, auf der die Moderatoren und Mitarbeiter einen wirklich interessanten Einblick gaben in ihre Arbeit. „Den Shitstorm lieben“, hieß dann auch das Thema. Zur Not hieß das dann in der Praxis, auch mal mit einem User zu telefonieren, der auf Facebook Ärger machte. Und eigentlich nur mal jemanden zum Reden brauchte.
- Generell wurde die Auseinandersetzung mit „Hatern“ in verschiedenen Sessions thematisiert. Alle bestätigten: Hasskommentare – oder auch schlicht völlig unqualifizierte Äußerungen – nehmen zu, insbesondere auf Facebook. Das Gefühl, von Idioten umzingelt zu sein, die zu allem und jedem ihren Mist dazukippen – damit bin ich immerhin nicht allein. Aber es macht das seriöse Arbeiten mit und auf Facebook nicht einfach(er).
- Eine gute Session am Rande ging um Achtsamkeit: ohne gleich das übliche „dann schalte doch auch mal ab“ zu propagieren. Oft reicht es sich bewusst zu machen, was man wann (und wie lange) tut.
Vorsichtiges Fazit
In verschiedenen Gesprächen in der Zeit nach der re:publica stellte ich mir allerdings die Frage: Hat es sich denn nun gelohnt? Ja, das hat es wohl. Aber ich hatte mehr erwartet und hoffte auf andere Schwerpunkte – und mal gucken, ob ich dann nicht auch wieder Lust kriege, beim nächsten Mal hinzufahren.
Und wie war’s bei euch?
Hallo Inga
bei mir war es ebenfalls gemischt und ich hatte mir mehr erwartet. Vielleicht waren es einfach zu viele sehr unterschiedliche Themen, die da unter einen Hut gebracht werden sollten. Es gab viele kleine Perlen, aber es war auch mir zu voll und ein zu breites Spektrum. ZT sehr spezifische Themen, was anhand des Programms im einzelnen nicht ersichtlich war.
Ich hätte mir auch mehr Netzwerken gewünscht, wollte aber meine Sitznachbarn nicht beim Twitern stören.
Ich lass mich überraschen, ob ich nächstes Mal wieder hin fahren werde.
Eva
Liebe Eva,
inzwischen habe ich das Gefühl, es ging vielen so…! Ich habe jedenfalls im Feedback auch meine Kritik geäußert 😉
Herzliche Grüße
Inga