Privat oder persönlich auf Facebook?

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Auf einem Internet-Treffen der Nordkirche letzte Woche kam während einer Vorstellungsrunde und der Frage „In welchen sozialen Netzwerken bist du aktiv?“ eine spannender Punkt auf. Denn viele in der Runde pflegen zwar einen beruflichen Account (z.B. auf Facebook), nutzen das Netzwerk privat aber nicht. Andere dagegen schon. Aber: Wieviel „privat“ geht, wenn man auch beruflich aktiv ist, und wieviel Vermischung funktioniert / ist gut / möchte ich zulassen?

Keine leichte Frage, die – das vorweg – natürlich jede/r selbst für sich klären muss. In meiner eigenen Wahrnehmung hat sich dabei allerdings auch viel verändert. In erster Linie Facebook selbst.

Als ich mich vor rund zehn Jahren auf Facebook anmeldete, befreundete ich mich tatsächlich mich Freunden. Gruppen oder Seiten spielten für mich damals (falls es sie überhaupt schon gab?) keine Rolle. Facebook war eher ein Tool, um sich auszutauschen – damit aber auch nicht sehr tiefgründig, da eben auch relativ öffentlich.

„Ich bin Social Media Managerin“

Das änderte sich grundlegend, als ich mich auch beruflich mit Social Media zu befassen begann. Plötzlich entdeckte ich den Wert von Gruppen wie einer Lerngruppe des Kurses, den ich absolvierte, fachlichen Austausch- oder thematischen Gruppen. Hier begannen sich nun auch berufliche und private Kontakte zu vermischen. Ich befreundete mich auf Facebook mit Menschen, die ich in Kursen kennenlernte, wir aber persönlich keinen (direkten) Kontakt hatten.

Damit veränderte sich auch der Inhalt: Ich richtete eine Seite für schokofisch ein, stellte dort thematische Beiträge ein und tauschte mich – natürlich auch privat – viel darüber aus. Private Posts auf meinem Profil entwickelten sich zwar auch weiter in Richtung „was habe ich gemacht“, in Form von Fotos, oder private Blogbeiträge wie Buchbesprechungen. Immer ging und geht #catcontent. Wer mit mir befreundet ist, muss mit Fellflausch rechnen. Aber rein berufliche Kontakte hatten hier eher nichts zu suchen.

Für rein („seriöse“) berufliche Kontakte nutzte ich zu dieser Zeit tatsächlich XING, teilweise auch LinkedIn. Diese Netzwerke verstehe ich als Sammlung von Kontakten, mit denen ich direkt oder indirekt beruflich etwas zu tun habe / hatte, vergleichbar mit einer Art Visitenkartenkartei. Privat und geschäftlich waren damals also relativ getrennt.

„Hallo Kirche, hier ist alles anders!“

schokofisch.deMit meinem Stellenantritt vor zwei Jahren bei der Radiokirche stellte ich plötzlich fest: Wer bei der Kirche arbeitet, ist nicht bei XING oder LinkedIn. Oder nur mit einem eher wenig gepflgten Profil. Nein, Kirchenmenschen nutzen Facebook. Und das gerne. Ich erhielt plötzlich zahlreiche Freundschaftsanfragen, auch von Leuten, die ich gar nicht kannte oder von denen ich nicht wusste, wer sie waren. Es schien normal, sich mit manchen von ihnen anzufreunden.

Und ich gebe zu: meine Hemmschwelle sank. Immer mit dem Hintergedanken: „Okay, wenn ihr meine Katzenbilder sehen wollt, könnt ihr meine Freunde sein.“

Wenn ich heute meine Freundesliste durchschaue, ist es tatsächlich eine wilde Mischung. Verwandte, Freund*innen von früher und heute, ehemalige und aktuelle Kolleg*innen, Blogger*innen und Social-Media-Menschen, aber eben auch diverse Kirchenkontakte, die ich nicht alle persönlich kenne. Beim Durchschauen denke ich manchmal: „Ach, wir sind auch befreundet?“, weil ich nie Statusmeldungen von jeden lese oder wir eben keinen direkten Kontakt haben. Aber das ist okay, weil mein Katzenbilderargument zählt: Nervt dich mein Flausch, könntest du mich ja auch entfreunden.

Und nun: privat oder persönlich?

Ein Teilnehmer beim Treffen sagte: Ich bin persönlich auf Facebook, authentisch, erreichbar – aber eben nicht privat. Das, meinten auch einige in der Runde, ginge gar nicht, wenn man das Netzwerk beruflich nutzt. Andere widersprachen. Das wird sicher ein Session- und Gesprächsthema auf dem Barcamp Social Media der Nordkirche Ende Januar sein, stellte sich heraus, denn es bewegt viele.

Für mich vermischen sich beide Punkte. Natürlich bin ich persönlich auf Facebook, aber eben auch privat. Ohne den privaten Aspekt – glaube ich – hätte das Netzwerk für mich keine Bedeutung. Allerdings überlege ich natürlich, was genau ich poste und wie privat ich bin. Denn auch im reellen Leben erzähle ich ja nicht jede*m alle Details meines Privatlebens. Aber um authentisch zu sein, gehört ein Schuss Privatheit eben auch dazu.

So habe ich mich ganz gut arrangiert, finde ich – für mich selber. Dass andere es anders sehen – klar. Es ist eine persönliche Entscheidung.

Inga
Nordlicht aus Hamburg, Schweden im Herzen, Katze auf dem Schoß und immer einen Tee neben sich.

2 Kommentare

    1. Das stimmt, und ich bin begeisert, wie viele spannende, interessante und tolle Menschen ich über soziale Netzwerke getroffen habe, die ich sonst nicht kennengelernt hätte!
      Lg Inga

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