shift 2018: Veränderung wagen

shift | schokofisch.de

Vertraut den neuen Wegen, / auf die der Herr uns weist, / weil Leben heißt: sich regen, / weil Leben wandern heißt.

Was das Kirchenlied (EG 395, der Text ist übrigens von 1989!) thematisiert, ist Veränderung. Aber diese Veränderung bringt keine Stagnation mit sich, keinen Stillstand, sondern Lebendigkeit und Mobilität!

„Digitalisierung wird total überschätzt“, lautete das Eingangsstatement von Landesbischof Ralf Meister bei „shift„. Schließlich sei er erst in einem relativ späten Lebensalter damit konfrontiert. Kindheit und Jugend, junges und mittleres Erwachsenenalter – alles kam ohne aus. Doch sich den neuen Zuständen zu stellen ist wichtig.

Shift“ – der englische Ausdruck für Veränderung war gleichzeitig auch der Titel der, tja, Konferenz?, die am vergangenen Donnerstag in Hannover stattfand. Angesprochen von meinem Kollegen, wusste ich gar nicht genau, was mich erwartet. Da das Team der Evang.-luth. Landeskirche Hannovers sehr innovativ ist, fuhr ich gespannt hin.

Eine Menge Speaker*innen und Themen wurden avisiert. Ungewöhnlich schienen zunächst auch der Ort (Hafven, ein Co-Working Space) und die Uhrzeit (16-22 Uhr). Zusammenfassend kann man sagen: Eine Menge unterschiedlicher Wahrnehmungen von shift im (mehr oder weniger starken) Umfeld der Kirche. Vom Aufbau eines Co-Working Space über die Entwicklung von fairen Smartphones über Neuromarketing und die Frage, wie weit die Kirche eigentlich mit dem Thema Digitalisierung ist bis hin zum Coden für Kinder.

Veränderung führt zu Energie

Die Bandbreite war bunt, die anwesenden Gäste auch. Tatsächlich weiß ich nicht genau, ob man nur auf Einladung kommen konnte oder sich auch anmelden konnte. Oder wer die „Zielgruppe“ war – ich kannte selber nur einige wenige. Fakt ist aber: Es steckte eine Menge Energie in shift.

Persönlich gefiel mir der Vortrag von Gesa Lischka (@kochstrasse) zum Neuromarketing gut: Keine weltbewegenden Fakten, aber sie warf bei mir Fragen auf, wie wir (als Kirche) unsere Social Media Arbeit gestalten. Was sprechen wir wie an? Wecken wir mit Facebookposts Gefühle, oder wollen wir sachlich informieren?

Spaß, Gärtner und Fürbitte

Das Duo aka Sandra Bils () und Maria Herrmann () machte sich (etwas theoretische) Gedanken um Chaos und Logik – und wie dies zur Mission führen kann. In komplexen Zusammenhängen gehe es nicht mehr um „best practice“ (auch so ein buzzword!), sondern um Spaß. Nur dann kann Wandel gelingen!

Highlight für mich war der Talk von Johannes Kleske (@jkleske), dem „Typ ohne Folien“. Er verwarf alle gängigen Sätze zur Digitalisierung spielend. Und forderte die Kirche auf, auf die Digitalisierung nicht nur zu reagieren, sondern mitzugestalten. Wichtige Kompetenzen verschiedener Art seien ja vorhanden. Auch seine Beispiele von Führungskräften und ihrer Wahrnehmung, ja bereits kräftig bei der Digitalisierung mitzumischen, wischte Johannes vom Tisch: Die Angestellten beurteilten das nämlich jeweils genau gegenteilig. Sätze, die wegen der hohen Aktualität (Ausbau des schnellen Datennetzes, Flugtaxis statt Breitband) umso nachhaltiger wirkten. Das Plädoyer mündete in der Forderung, Führungskräfte mögen mehr Gärtner sein statt Generäle. Ermutigen statt zu befehlen und unterstützen, statt platt zu machen. Wunderbar.

Der Pastor und Blogger Simon de Vries (@simondevries) gab im Anschluss ein sehr praxisnahes und berührendes Beispiel, wie man Snapchat in der kirchlichen Arbeit einsetzen kann. Er hatte sich auf Snapchat mit Konfirmanden angefreundet und zeigt ihnen seine wichtigen Orte in der Kirche – u.a. einen Leuchter mit Fürbittenkerzen. Daraus ergab sich eine Aktion, Kerzen für sie anzuzünden – eine einfache Idee, die viele dazu brachte, ihre Bitten an ihn zu schicken. Das Beispiel zeigt, wie wichtig Seelsorge und Gebet auch für Jugendliche sein können (auch wenn sie das vielleicht anders bezeichnen würden). Und zeigt auch, dass Social Media eben kein „Ausspielkanal“ für Meldungen ist, sondern ein ganz eigenes Medium, für das je eigen gedacht werden muss.

Fazit: Spannend, wahnsinnig viele Gedankenanstöße, ein paar mehr Pausen zum „verdauen“ und zum Austausch wären toll gewesen, und es hängt viel nach.

Ein kurzes Video der Landeskirche Hannovers gibt einen kleinen Einblick, wie’s war:

Weitere Infos zu shift gibt es hier oder auf Twitter unter #shifthappens2018.

Inga
Nordlicht aus Hamburg, Schweden im Herzen, Katze auf dem Schoß und immer einen Tee neben sich.

2 Kommentare

  1. Danke liebe Inga, sehr informativ zu lesen. Und in meinem Sinn: für Veränderungen, die möglich sind, wenn wir offen bleiben! Ganz meinem „Wandelsinn“ entsprechend

  2. Danke für den tollen Beitrag. Das mit den Pausen werden wir für die nächste sh|ft mitnehmen. Liebe Grüße, Yanni (sh|ft Orga Team)

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