Zum Welttag des Buches diese Woche habe ich heute einen Lesetipp für euch. Das hier besprochene Buch hat mich sehr begeistert, daher möchte ich es gerne vorstellen.
„Anregung zur Achtsamkeit“
heißt der Untertitel des Buches von Frank Berzbach. Ein schon optisch und haptisch feines Buch: Auf dem grauen Kartonumschlag stechen kupferfarbene Prägungen hervor. Die Innenseiten haben als Highlighter ebenfalls kupfer- (oder lachs-)farbene Akzente.
Warum geht es?
Das Buch ist eines für kreative Menschen, und für solche, die in kreativen Berufen arbeiten. Der Autor ordnet ein, wie kreative Menschen ihre Arbeit und ihr Leben sehen und mit welchen Themen sie sich konfrontiert sehen. Arbeit als Last, oder als natürliche und kreative Verwirklichung meiner Interessen? Die Betrachtungen geschehen oft philosophisch, manchmal theologisch – und fordern geradezu auf, dieses Buch mit dem gespitzten Bleistift in der Hand zu lesen.
Spannend fand ich die historische Einordnung, beispielsweise die Sicht auf Arbeit als negatives, fast störendes Element, das uns von der Freizeit abhält. Diese Betrachtungsweise stammt sicherlich aus dem Zeitalter der Industrialisierung: Menschen arbeiteten nicht mehr als selbstversorgende Bauern, sondern mussten sich dem Takt der Maschinen anpassen. Das hieß auch, einen festgelegten Arbeitsbeginn zu befolgen oder Pausenregelungen einzuhalten. Freizeit diente fortan als Erholungszeit, um die Produktivität des Arbeiters wieder zu gewährleisten – und nicht dem Vergnügen. Alles Private musste in diese „freie“ Zeit gequetscht werden.
Beten und Arbeiten
Aber auch die Einordnung von Arbeit in den Kontext früheren Klosterlebens ist bemerkenswert: Mönche lebten nach dem Prinzip „ora et labora“, bete und arbeite. Aber: „arbeiten“ hieß auch, spirituell an sich zu arbeiten, sich weiterzubilden, zu lesen und zu studieren.
Der Autor ordnet solche Bezüge in Hinblick auf kreative Berufe ein. Kreative arbeiten zum Beispiel oft nicht zu streng festgelegten Zeiten, sondern in Schüben. Wenn es fließt, wird gearbeitet (das soll natürlich nicht heißen, dass kreative Menschen keine festen Arbeitszeiten haben. Jeder kann das aber selber entscheiden – und auf Knopfdruck funktioniert Kreativität nicht. Man kann allerdings optimale Bedingungen schaffen). Oft greifen Work und Life ineinander. Der Ausdruck von Kreativität während der Arbeit ist Bestandteil des Lebens und kein abgespaltener Teil.
Und: Kreative leben ihr Leben mit ihrer Arbeit oft sehr ganzheitlich. Wie allerdings ihr Verhältnis zu Geld, Erfolg und Verantwortung ist, ist ein anderes Kapitel.
Achtsamkeit und Selbstreflexion
Mir gefiel besonders, wie der Autor das kreative Arbeiten mit Spiritualität und Zufriedenheit kombiniert und so quasi philosophisch durchdringt. Immer wieder hinterfragt er gesellschaftliche Glaubenssätze und spart auch Probleme wie Ausgebranntsein nicht aus. Es ist eben doch eine Kunst, ein kreatives Leben zu führen.
Fazit: Klare Leseempfehlung für alle kreativen Geister, die Lust auf Tiefgang haben!
Frank Berzbach: Die Kunst, ein kreatives Leben zu führen – Anregung zur Achtsamkeit. Verlag Hermann Schmidt, Mainz 2014.
Ach, das ist ja klasse, dass du das Buch gelesen hast und deine Eindrücke teilst.
Ich bin schon so oft auf Blogs oder Instagram-Bildern darüber gestolpert.
Hätte ich es spontan gekauft, wäre ich aber wohl mit der falschen Erwartungshaltung ran gegangen – ich hatte etwas ganz Buntes, Kurzweiliges, Witziges erwartet.
Philosophisch-tiefgründig hätte es mich auf jeden Fall sehr überrascht.
Ich werde es aber definitiv mal auf die Leseliste setzen. Jetzt habe ich schließlich die richtigen Erwartungen. 🙂
Lieben Dank für die Empfehlung. Ich bin gespannt!
Verstehe – nein, „lustig“ ist es nicht – aber lesenswert!!
Schau mal rein – und ich bin gespannt, wie du es findest!
Lg Inga